5 Learnings: Das hätte ich gern vor meiner Lateinamerika Reise gewusst
- Veröffentlicht am 11. Juli 2022
- Update am 6. Dezember 2024
Ich hatte wenig Ahnung was mich erwarten würde, als ich das erste Mal lateinamerikanischen Boden unter meinen Füßen spürte. Wenn ich ehrlich bin, war ich alles andere als gut auf meine erste Lateinamerika Reise im Jahr 2013 vorbereitet. Niemand aus meinem Familien- oder Freundeskreis war zuvor in der Region. Reiseblogs und Instagram waren zu der Zeit erst im Kommen. Rückblickend hätte ich mich definitiv über den ein oder anderen Tipp vor Reiseantritt gefreut, z.B. um unangenehme Situationen zu vermeiden.
Deswegen erwarten dich hier 5 meiner wichtigsten Learnings, die auch für deine erste Lateinamerika Reise hilfreich sein werden.
1. Bargeld abheben bedeutet Planung (& Glück)
Das mit dem Bargeld ist so eine Sache in Lateinamerika. Man fühlt sich unwohl, wenn man zu viel davon mit sich führt. Man sollte aber auch nicht ohne Bargeld losziehen, denn Bankautomaten sind oft Mangelware, besonders in kleineren Orten. Und eine Kartenzahlung gibt es sowieso nur in (den meisten) Unterkünften, größeren Geschäften und Restaurants. Mir ist es schon passiert, dass Bankautomaten kein Geld mehr hatten und ich deswegen keins abheben konnte. In Lima hat ein Automat auch mal meine Kreditkarte eingezogen und ist danach abgestürzt. Die Karte habe ich leider nie wieder gesehen.
Mein Tipp: Nimm mehrere Kreditkarten mit auf deine Reise! Im Fall der Fälle hast Du dann nämlich noch ein Backup. Ich habe auch meist ein paar US-Dollar zwischen meinen Sachen im Rucksack „versteckt“. Denn wenn man einmal wirklich gar nicht an Bargeld kommt, ist es relativ leicht, Dollar gegen die jeweilige Landeswährung zu tauschen. (Bzw. ist der US-Dollar ja auch Zahlungsmittel in Ecuador, Panama und El Salvador.)
2. Geduld als hilfreicher Wegbegleiter
„Mal eben etwas erledigen“ bekommt in Lateinamerika eine ganz andere Bedeutung. Die Uhren ticken dort nämlich etwas langsamer. Egal ob beim Warten in der Schlange oder auf einer Busfahrt – stell dich darauf ein, dass alles grundsätzlich länger dauern wird. Für eine Strecke von 200km kann man gern mal 5 Stunden brauchen. Einfach weil die Straßen in schlechtem Zustand sind, oft angehalten wird oder irgendetwas kaputt geht.
Mein Tipp: Sei geduldig! Versuche, unerwartete Vorkommnisse mit Humor zu sehen. Dann wirst Du es sehr viel leichter haben :). Baue am besten immer einen Zeitpuffer in deine Reiseplanung mit ein, damit Du auf der sicheren Seite bist.
3. Chicken Bus: Günstig, authentisch, abenteuerlich
Sie sind in Mittelamerika kaum zu übersehen: die bunten, ausrangierten Schulbusse aus den USA – unter den Reisenden liebevoll „Chicken Bus“ genannt. Vermutlich kommt der Name daher, weil mit ihnen nicht nur Passagiere, sondern auch sämtliche Waren transportiert werden. Ja, ich saß auch schon zwischen Hühnern im Bus. Eine Fahrt mit dem Chicken Bus wird vor allem eins: niemals langweilig.
Es fängt bereits mit der simplen Frage an: Wo steige ich eigentlich ein? Denn offizielle Haltestellen, wie wir sie kennen, sind nur die Busbahnhöfe. Stattdessen wird da angehalten, wo Menschen am Straßenrand stehen und winken. Meist sind die Busse ziemlich überfüllt. Um einen Sitzplatz zu ergattern, braucht es etwas Glück. Die Plätze sind allerdings sehr klein und eng – eben für den Transport von Schuldkindern konzipiert.
Du hast dein Proviant für die Fahrt vergessen? Kein Problem, denn ständig strömen Händler:innen in den Bus, die Snacks, Obst und kalte Getränke verkaufen. Eine Eigenart, die ich nur aus Lateinamerika kenne: Manche Verkäufer:innen steigen in den Bus und legen allen Anwesenden ihren Schnickschnack in die Hand. Snacks, Schulhefte oder Spielzeuge – es ist alles mit dabei. Einmal hinten im Bus angekommen, gehen sie wieder zurück nach vorn und sammeln ihre Ware wieder ein. Es sei denn, jemand kauft ihnen tatsächlich etwas ab. Das habe ich aber nie miterlebt.
Völlig normal sind auch Prediger, die mitten in der Menge stehend laut aus der Bibel vorlesen. Oder der Busfahrer dreht die Musik so laut auf, dass man kaum sein eigenes Wort versteht.
Mein Tipp: Die Busse sind ein sehr günstiges Transportmittel für kurze Strecken. Ich habe z.B. die Grenzüberquerung von El Salvador nach Guatemala mit mehreren Chicken Busses gemacht und somit viel Geld gespart. Du suchst Kontakt zu den Einheimischen? Dann darf eine Fahrt mit dem Chicken Bus keinesfalls auf deiner Lateinamerika Reise fehlen! Denn als Traveler stichst Du in der Menge heraus und die Menschen werden dich kennenlernen wollen.
4. „Hola Gringa!“
Als weiße Europäerin mit hellen Haaren und blauen Augen fällt man an den meisten Orten in Lateinamerika auf. Du siehst so aus wie ich? 😉 Dann ist Gringo, bzw. Gringa (als weibliche Form), ein Wort, das Du dir merken solltest. Mir wurde oft „Hola Gringa!“ hinterhergerufen – ein umgangssprachliches Label, das abhängig vom lateinamerikanischen Land, für die Amis oder die „weißen Mitteleuropäer:innen“ verwendet wird. Sei darauf gefasst, dass Du als Gring@ teilweise mehr als die Locals zahlen musst: für Essen, Bustickets, den Eintritt in einen Nationalpark etc.
Mein Tipp: Die „Gring@-Steuer“ kannst Du umgehen, wenn Du dich auf Spanisch unterhalten kannst. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass einem das Gring@-Label nicht so schnell aufgedrückt wird, wenn man sich mit den Einheimischen in ihrer Sprache verständigt und Interesse an den Menschen und ihrer Kultur zeigt.
5. Coca-Tee gegen Höhenkrankheit
Die Höhenkrankheit kann grundsätzlich jede:n treffen, die/der sich in größere Höhenlagen begibt. Damit gemeint sind Höhen über 2.500 Meter über dem Meeresspiegel. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, ein allgemeines Unwohlsein und ein erhöhter Puls.
Für mich als Flachlandtirolerin war es eine Herausforderung, meine Lateinamerika Reise in Peru zu starten. Viele der Sehenswürdigkeiten befinden sich in den Anden. Absurde Höhen wie 3.000 Meter sind in Peru also völlig normal. Zum Beispiel: Machu Picchu liegt auf 2.430m, Cusco auf 3.400m, und der Titicaca-See auf über 3.800 Metern.
Es gilt natürlich, sich langsam an die Höhe anzupassen und ausreichend zu trinken. Neben Wasser empfiehlt sich der „Mate de Coca“, ein Coca-Tee, der gegen Höhenkrankheit getrunken wird. Dieser besteht aus getrockneten Blättern des Cocastrauchs, die ca. 1 % des als Kokain bekannten Alkaloids enthalten. Der Konsum macht nicht süchtig. In Peru und Bolivien gibt es Coca-Tee fertig in Teebeutel abgepackt oder als Bonbons zum Lutschen.
Achtung: In Deutschland unterliegt die Cocapflanze dem Betäubungsmittelgesetz. Der Besitz oder die Einfuhr von Cocablättern in jeglicher Form ist also strafbar!
Mein Tipp: Wenn Du dich für die Geschichte der Cocapflanze und des Kokains interessierst, dann plane auf deiner Lateinamerika Reise auf jeden Fall das Coca Museum in La Paz (Bolivien) mit ein.
Und jetzt: Viel Spaß bei deiner Reise! Ich freue mich sehr über Feedback und Kommentare, ob dir die Tipps geholfen haben.
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Geduld braucht man in Mittelamerika wirklich, ich kann mich noch gut an wirklich viele Situationen erinnern, in denen ich ganz alleine vor dem Hostel stand und ewig auf meinen gebuchten, meist Zeitkritischen Transfer gewartet hab. Nachdem die Buchungen sowieso meist recht dubios sind, hab ich mir oft sorgen gemacht, dass ich entweder abgezockt oder einfach vergessen wurde. In meinen drei Monaten dort und unzähligen Transfers hat es jedoch Schlussendlich doch jedes mal funktioniert. Vielleicht können wir uns von der Gelassenheit aber auch einfach eine Scheibe abschneiden und selbst nicht alles so ernst nehmen – etwas das ich selbst auch noch lernen muss 🙂
Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen, Patrick! Da bin ich voll bei dir. Auch wenn alles etwas chaotisch erscheint, klappt’s am Ende dann doch immer :).
Die Busfahrten in Süd- und Mittelamerika habe ich auch geliebt. Besonders die fliegenden Imbisse waren klasse. Und die Gring@–Steuer zahle ich ehrlich gesagt freiwillig. Ich betrachte es als Rückzahlung für die Schulden, die wir Europäer:innen in der Kolonialzeit bei den Mittel- und Südamerikaner:innen gemacht haben. 😉 Mit der Höhenkrankheit ist allerdings echt nicht zu spaßen. Diesen Coca-Tee hätte ich in Quito nach dem Flug aus Deutschland gut brauchen können.
Liebe Grüße
Angela
Hola Angela, diese Einstellung finde ich super und wichtig! Für mich als damals Anfang 20-jährige Backpackerin ging’s natürlich darum, möglichst wenig Geld auszugeben. Die Höhenkrankheit hat mich zum Glück nie so richtig erwischt 🙏.