Vulkanausbruch in Island: Meine Erfahrungen am Fagradalsfjall im August 2021

Einen Vulkanausbruch in Island hautnah mitzuerleben war das absolute Highlight während meines 14-tägigen Camping-Trips durch Island im August 2021. Hautnah bringt es ganz gut auf den Punkt, denn ich stand keine 100 Meter vom glühenden Lavastrom entfernt! Dieses unfassbare Erlebnis am Fagradalsfjall-Vulkan möchte ich dir deswegen natürlich nicht vorenthalten. Aktuell (09/2022) ruht der Vulkan wieder – doch wer weiß, wie lange?

Falls Du noch keinen Vulkanausbruch live miterlebt hast, schreib es dir unbedingt auf deine Bucket List. Denn dieses wahnsinnige Naturschauspiel ist einfach einzigartig…

Die Lage

Der Vulkan Fagradalsfjall liegt auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten von Island. Dort hatte es bis März ’21 800 Jahre lang keinen Vulkanausbruch mehr gegeben. Die Ausbruchstelle vom Fagradalsfjall liegt knapp 5 Km von der Küste entfernt. Bis zum nächsten Ort Grindavík sind es rund 10 Km. Auch der internationale Flughafen in Keflavík und die Hauptstadt Reykjavík liegen nur 40 Km entfernt. Namensgebend für den Vulkan ist das umgebende Bergmassiv Fagradalsfjall.

Planlos, Planloser, Wir!

Es ist der 12. Tag unserer Rundreise durch Island. Nach einem langen Tag mit viel Programm fahren wir abends mit unserem Campervan in Richtung des Fagradalsfjall-Vulkans. Wir wissen aus den Medien, dass dieser seit dem 19. März 2021 aktiv ist – mal mehr, mal weniger. Wir wollen uns überraschen lassen und haben den ganzen nächsten Tag dafür eingeplant.

Wir erreichen gegen 21:30 Uhr den Parkplatz (siehe Karte oben „Parking 1“) in der Nähe des Fagradalsfjall. Hier wollen wir übernachten und früh schlafen gehen, um am nächsten Morgen fit für den Marsch zum Vulkan zu sein. Gerade als wir gegen 23 Uhr schlafen wollen, schaue ich aus dem Van und sehe einen feuerroten Fleck am dunklen Himmel. Der Vulkan ist aktiv! Wir sind zwar todesmüde, aber entscheiden trotzdem, „mal gucken zu gehen“.

Wir wappnen uns schnell mit Kamera, Drohne, Wasser, Mütze, Schal und Handschuhen. Denn es ist verdammt kalt und vor allem windig! Uns kommen einige Menschen entgegen und wir erkundigen uns, ob es sich „lohnen“ würde. Und wie! Sowas hätten sie noch nie gesehen!

Also stürmen wir los. Völlig planlos, was uns erwarten würde folgen wir den Lichtern der Taschenlampen der Menschen, die in weiter Entfernung vor uns laufen. Hinter uns ist es komplett dunkel. Wir sind die Letzten, die sich jetzt noch diesen Weg antun. Einzig unsere beiden Handytaschenlampen leuchten uns den steinigen Weg, von dem wir nicht mal wissen, wie lang er eigentlich ist. Es geht sehr oft hoch und dann wieder herunter. An einer Stelle ist es so steil und rutschig, dass die Behörden ein Seil am Rand des Weges installiert haben, an dem wir uns jetzt den Berg hochziehen.

Der Vulkan Fagradalsfjall aus der Entfernung

Oben angekommen erhaschen wir endlich den ersten Blick auf den ausbrechenden Vulkan in der Entfernung. Wow! Dieser Anblick gibt uns die benötigte Motivation, um weiterzulaufen. Es geht wieder bergab, dann bergauf. Das Donnern wird immer lauter. Es ist kein aufziehendes Gewitter, sondern der speiende Vulkan. Endlich erreichen wir den Berg, auf dem zu unserer Zeit (08/2021) die LiveCam platziert wurde. Bis hierhin laufen die meisten Menschen und genießen diesen irren und extrem seltenen Anblick.

Vulkanausbruch in Island, der jüngsten Insel in Europa

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Uns kommen zwei US-Amerikanerinnen entgegen, die uns versichern, dass man noch weiter und somit näher an den Vulkan laufen könne. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Das Leuchten der frischen Lava wird immer greller und es wird immer wärmer, je näher wir dem Vulkan kommen. Wir wollen die Drohne starten, aber sie streikt – es ist tatsächlich zu warm!

Lavastrom des Fagradalsfjall-Vulkans

Wir laufen immer weiter bis wir nur wenige Meter entfernt von dem über 1000°C heißen Lavastrom stehen. Wir setzen unsere Masken auf. Was wir hier gerade einatmen, ist sicherlich alles andere als gesund. Dennoch können wir unser Glück kaum fassen, hier und heute zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Vulkanausbruch in Island: Leo und ich waren live dabei

Die glühende Lava zieht uns in ihren Bann. Bis wir realisieren, dass wir den ganzen Weg ja auch wieder zurück müssen… Wir sind müde, erschöpft, durchgefroren und haben jegliches Entfernungs- und Zeitgefühl verloren.

Wir treffen hier nur ein weiteres Pärchen, natürlich aus Deutschland, das einen alternativen Rückweg zum Parkplatz kennt. Ein etwas längerer Weg, dafür weniger Höhenmeter. Wir trotten den beiden dankbar hinterher und erreichen nach einer halben Ewigkeit den Parkplatz.

Wir schauen auf die Uhr. Es ist halb 6 morgens! Wir waren 6,5 Stunden und 15 Kilometer unterwegs. Erschöpft, aber unfassbar glücklich fallen wir in unseren Campervan.

Der nächste Tag

Den Rest des angebrochenen Tages verbringen wir auf dem Campingplatz im Nachbarort Grindavík und erholen uns von dieser abenteuerlichen Nacht. Am nächsten Tag fahren wir nochmal zum Vulkan, um doch noch ein paar Drohnen Shots zu bekommen. Leider ist es ein grauer Tag und ich bezweifle, dass wir heute irgendwas Spektakuläres sehen werden. Eigentlich sträube ich mich, noch einmal diesen anstrengenden Weg zum Vulkan zu laufen. Zugleich bin ich aber auch gespannt, das ganze Setting im Hellen zu sehen.

Also los. Da wir den Weg schon einmal gelaufen sind und wir jetzt unsere Umgebung auch wirklich sehen können, erreichen wir den Berg mit der LiveCam schneller als gedacht.

Der Weg zum Fagradalsfjall

Den Vulkan sehen wir in der Entfernung leider nur in graue Nebelschwaden gehüllt. Schade! Umso froher sind wir, dass wir unsere Chance direkt in der ersten Nacht genutzt haben. Die glühende Lava, die im Kontrast mit der dunklen Nacht noch viel gewaltiger wirkt, geht uns einfach nicht aus dem Kopf.

Vulkanausbruch in Island

Trotzdem lohnt sich der Anblick sehr. Wir können bis aufs Meer schauen und sehen das Tal unterhalb des Vulkans, das sich schon fast komplett mit Lava gefüllt hat. Diese stammt teilweise noch aus den ersten Monaten des Ausbruchs und ist deswegen zu grauer Kruste versteinert.

Der Blick aufs Tal und das Meer

Auf dem Rückweg betrachten wir sie ganz aus der Nähe. Die Oberfläche ist sogar noch warm! Es gibt zwar keine Hinweisschilder, aber hier sollte man besonders aufmerksam sein und die Lava nicht betreten! Denn unter der dünnen Kruste gibt es unterirdische Lavaströme, die ebenso 1000°C heiß sein können.

Die alte Lava des Fagradalsfjall

Die Nacht am Vulkan bleibt ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde!

Schau dir gern den Vlog von Leo zu unserer Island Reise an, wenn Du unsere Videos und Drohnenaufnahmen vom Vulkanausbruch sehen möchtest. (Vulkan ab Min. 11:30)

Fagradalsfjall Vulkanausbruch – Wichtige Infos für deinen Besuch

Auf www.safetravel.is findest Du alle wichtigen Infos rund um den Vulkanausbruch in Island – auch aktuelle Warnungen!

Generell gilt:

  • Wenn Du das Gebiet um den Vulkan besuchen möchtest, solltest Du unbedingt auf den Wetterbericht achten und dir bewusst sein, dass die Wanderwege nicht so leicht zu laufen sind. Wenn deine körperliche Verfassung nicht darauf eingestellt ist, solltest du dir überlegen, ob du dir den Weg wirklich antust. Abhängig von der Windrichtung und Rauchentwicklung könnten Wege unpassierbar oder sehr gefährlich sein.
  • Du kannst ohne Guide und 24/7 zum Vulkan Vorausgesetzt, es gibt keine Warnung durch die offiziellen Stellen (siehe safetravel.is).
  • Auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz gibt es eine Imbissbude und Dixi Toiletten.
  • Dein Handyakku sollte geladen sein. In der Gegend gibt es Empfang und Du könntest im Notfall einen Notruf absetzen.
  • Benutze festes Schuhwerk, warme Kleidung und eine Regenjacke. Der Wind kann ganz schön pfeifen, selbst wenn es unten am Parkplatz nach gutem Wetter aussieht.
  • Nimm genug Snacks und Wasser mit, je nachdem wie lange Du planst, unterwegs zu sein.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei deinem persönlichen Vulkanabenteuer! Meld dich gern bei Fragen.

Ein Foto der Bloggerin Julia Graßmann vom Inselblog JulitasJourney
Aloha!

Ich bin Julita. Viel Spaß beim Stöbern auf meinem Reiseblog 🙂

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Sehr beeindruckend.
Das Miterleben eines Vulkanausbruchs steht definitiv noch auf meiner bucket list. 😎